TEXT Dr. med. vet. Ilona Gunsser
Foto Lippeauen Alpakas
Als Herdentiere kommunizieren Alpakas und Lamas über komplexe Körpersprache, Mimik und verschiedene Lautäußerungen. Von Humming über Stressanzeichen bis hin zum charakteristischen Alarmschrei – wer die Signale richtig deutet, kann besser auf die Bedürfnisse seiner Tiere eingehen.
Alpakas und Lamas sind Herdentiere. Um das Gruppenleben zu organisieren, ist eine Verständigung innerhalb der Gruppe wichtig. Wie bei anderen Tierarten und den Menschen findet diese Verständigung mittels der Körpersprache, in Form von Körperhaltung und Mimik, und der Lautsprache statt. Das Prinzip ist bei allen Gruppenmitgliedern dasselbe. Die individuelle Umsetzung bei einzelnen Individuen kann sich allerdings unterscheiden und ist auch von der uneingeschränkten Funktionsmöglichkeit des Sehsinnes, Hörsinnes und Riechsinnes abhängig.
Kommunikation durch Körpersprache
Zur Körpersprache gehören die Stellung der Ohren, des Schwanzes sowie die Körperspannung (vor allem im Hals- und Rückenbereich) und die Blickrichtung. Die Körpersprache muss immer als Gesamtes betrachtet werden. So ist zum Beispiel die Ohrenstellung allein nicht aussagekräftig, die häufige Bewegung der Ohren dient auch dem verbesserten Empfang der Umgebungsgeräusche.
Die Abbildungen 1-3 zeigen die typischen körperlichen Anzeichen bei Entspannung, beginnender Aggression, Drohhaltung, Spucken und Unterkieferhaltung nach aggressivem Spucken. Die Beurteilung der Körpersprache im Bereich des Schwanzes ist bei ungeschorenen Alpakas schwierig, da er von den langen Fasern verdeckt sein kann.
Beim aggressivem Spucken wird Mageninhalt, der normalerweise regurgitiert und dann wiedergekäut wird, mittels der Zunge mit Druck in Richtung des Bedrohten ausgespuckt. Nach starken Spuckattacken entsteht druckbedingt eine neurologische Irritation im hinteren Rachen, die vorübergehend das Abschlucken von Futter nicht möglich macht. Der Spucker lässt den Unterkiefer hängen, kann aber trotzdem zubeißen, falls nötig.
Kameliden spucken gezielt mit Mageninhalt, um sich zu verteidigen. Es entspricht dem beim Menschen ausgeführten Anspucken einer anderen Person mit Speichel. Diese Technik ist nicht vergleichbar mit dem bei einigen Tieren und beim Mensch auftretenden Erbrechen bei einer Erkrankung.
Die Abbildung 4 zeigt ein Alpaka, das sich unterordnet. Dies findet man eher bei jungen Tieren. Bei der Unterordnung versucht das Tier, sich durch Senken des Halses klein zu machen. Zusätzlich wird dabei der Schwanz auf den Rücken geklappt. Ein auf den Rücken Legen des Schwanzes ohne Absenkung des Halses ist ein Zeichen …