TEXT Dr. Anna-Linda Golob
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Alpakas lassen es sich kaum anmerken, wenn es ihnen nicht gut geht. Als Fluchttiere maskieren sie Schwäche und Unwohlsein so lange wie möglich. Wenn es dann soweit ist, dass sie uns krank erscheinen, zeigen sie häufig unspezifische Symptome wie vermehrtes Liegen, verminderte Futteraufnahme, Teilnahmslosigkeit und Absonderung. Aus diesen Gründen kommt labordiagnostischen Blutuntersuchungen sowohl in der Prophylaxe als auch im Krankheitsfall besondere Bedeutung zu.
Eine Blutuntersuchung beinhaltet die hämatologische Untersuchung und die klinisch-chemische Blutanalyse. Viele Routineuntersuchungen können inzwischen mit Hilfe von in-house-Geräten in der Tierarztpraxis durchgeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Geräte evtl. die Blutzellen von Neuweltkamelen nicht zuverlässig erkennen. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Analysen im Veterinärlabor durchführen zu lassen.
Bei der hämatologischen Untersuchung wird das sog. rote Blutbild (Erythrozytenzahl, Hämatokrit, Hämoglobin) sowie die Leukozytenzahl und die Thrombozytenzahl gemessen. Für ein „großes Blutbild“ erfolgt darüber hinaus eine Differenzierung der Leukozyten, der sog. weißen Blutzellen, die bei Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle spielen. Für die Erstellung eines Blutbildes ist es wichtig, dass das Blut in ein Probenröhrchen mit Gerinnungshemmern entnommen wird, z.B. EDTA oder Heparin.
Ein zeitnah angefertigter Blutausstrich kann hilfreich sein, wenn ein Blutbild maschinell aufgrund von Zelldegeneration nicht mehr ausgewertet werden kann. Bei anämischen Tieren kann ein Blutausstrich darüber hinaus wichtige Informationen über die Ursache der Blutarmut liefern.
Im Rahmen der klinisch-chemischen Blutuntersuchung werden Stoffwechselprodukte, Enzymaktivitäten und Mineralstoffe analysiert. Damit diese Stoffe möglichst unverändert bleiben, sollten auch für diese Untersuchungen geeignete Probenröhrchen verwendet werden, z.B. Serumröhrchen. Durch Zentrifugation werden die zellulären Bestandteile des Blutes vom Überstand separiert und nur der Überstand wird untersucht. Diese Trennung von Serum und Blutkuchen ist wichtig, um Veränderungen der Inhaltsstoffe des Serums durch weiteren Stoffwechsel der Zellen zu vermeiden. Zudem minimiert sie das Risiko der Hämolyse, der Zerstörung der Erythrozyten, welche sowohl die Mineralstoff-Konzentrationen im Serum verfälschen kann als auch die photometrischen Messungen anderer Parameter.
Für die Stoffwechseldiagnostik werden im Serum Substrate gemessen, die End- oder Zwischenprodukte im Stoffwechsel darstellen. So kann überprüft werden, ob der Organismus ausreichend mit Nährstoffen und Energie versorgt wird. Bei der Enzymdiagnostik werden …